Das Buch zum Wochenende #302
Nach dem kleinen Graphic Novel Exzess der letzten Wochen hier, darf zur Abwechslung auch einmal wieder ein anderes Genre als BZW empfohlen werden. Aber, keine Sorge liebe Comicfans, der Graphic Novel Wahnsinn hier ist noch nicht ausgestanden, ich sag nur Stichwort Shortlist zum Preis der Leipziger Buchmesse, dazu dann demnächst mehr…) Heute aber, an diesem ganz besonderen feministischen Kampftag-mit-Verlängerung-ins-Wochenende-BZW-Spot kann es nur eines geben, und zwar das neue Buch von Nicole Seifert, einer Autorin, der wir Leser*innen nicht genug huldigen können. Welches Geschenk hat sie uns nicht schon mit ihrem Erstling „Frauenliteratur“ gemacht?! Ein Buch, auf das wir alle gewartet hatten, ohne es so genau formulieren zu können. Wenn ich nur daran denke, wie viele Jahre ich damit verbracht habe – nicht nur die letzten zwei Jahrzehnte als Buchhändlerin, sondern auch schon davor zu Schul- und Studienzeiten – mir von Männern und Bubis jeden Alters erklären zu lassen, dass es offensichtlich weder gute Schriftstellerinnen, noch sonst kaum Frauen die Bedeutendes geleistet hätten, gäbe, sonst wäre das ja bekannt – wären halt alles Männer, da könnten sie ja nichts dafür, dass das so wäre… Nun. Nicole Seifert hat uns Frauen nichts weniger als ein fehlendes Stück Geschichte zurückgegeben, sie liefert handfeste Beweise für eine weibliche Erzähltradition, die von den tonangebenden Männern (des Literaturbetriebs) kurzerhand verschwiegen wurde – oder wie viele Autorinnen der Gruppe 47 fallen Ihnen spontan neben Bachmann und Aichinger ein? Eben. Eine späte Genugtuung, dieses Buch. Und eine Neuordnung der deutschsprachigen Literaturgeschichte.
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