Lesung mit Volker Hage am 9. Oktober 2018 in der Währinger Straße
Liebe, Literatur und Leid: Arthur Schnitzlers letzte Lebensjahre
Er ist auf dem Gipfel seines Ruhms. Seine Werke sind gesucht, er verkehrt mit Künstlern wie Hugo von Hofmannsthal, Thomas Mann, Gerhart Hauptmann oder Stefan Zweig, und die Frauen umschwärmen ihn auch in seinem fortgeschrittenen Alter noch. Eigentlich hat der 66-jährige Arthur Schnitzler im Sommer des Jahres 1928 alles erreicht. Doch dann begeht seine erst 18 Jahre alte Tochter Lili in Venedig Selbstmord, und mit ihr verliert Schnitzler jenen Menschen, der ihm auf eigentümliche Weise am nächsten stand.
Was ihm nun noch bleibt und was sein ganzes Leben bestimmt hat, das ist die Anziehungskraft auf Frauen. Die Liebe, die ihm bis zu seinem Tod angetragen, bisweilen aufgedrängt wird, stützt und bestürzt ihn gleichermaßen. Sie wird ihm bis zum letzten Atemzug erhalten bleiben.
Volker Hages biografischer Roman ist ein intimes Porträt Arthur Schnitzlers, dessen letzte Jahre von Unsicherheiten und widersprüchlichen Gefühlen geprägt waren: von tiefer Melancholie ebenso wie vom Glück einer späten Liebe.
Im Rahmen der umfangreichen Recherche zu seiner Romanbiografie hatte Hage Gelegenheit, erstmals die vollständigen, bislang gesperrten Tagebücher von Lili Schnitzler einzusehen, der geliebten Tochter von Arthur Schnitzler, und daraus zu zitieren. Der Selbstmord der 18-Jährigen 1928 war stets von einem Geheimnis umhüllt. Ihr Tod trieb den Schriftsteller in die Verzweiflung und überschattete seine letzten Lebensjahre. Aus Lilis Aufzeichnungen, die auch der Vater vor seinem Tod 1931 noch las, ergibt sich das Bild einer von Lebensgier und Lebensängsten getriebenen jungen Frau, die an der Ehe mit einem 20 Jahre älteren italienischen Milizoffizier verzweifelte, aber im Grunde nicht sterben wollte.