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Immer schon hielt er Händchenhalten für eine Albernheit.

Die Zweisamkeit der Einzelgänger

Immer schon hielt er Händchenhalten für eine Albernheit.
Mit Juliette, oder Judith, oder hieß sie doch Hanna, war das anders. Hanna, eine überintelligente Studentin, deren Lebensmotto war: „Unkompliziert ist unter meiner Würde“.
Hanna, die unter anderem Dialoge mit sich selbst führt um zu Entscheidungen zu kommen, die schon nach wenigen Tagen einen Schlüssel zu seiner Wohnung hat und nach kürzester Zeit bei ihm einzieht, lernt er bei der Premierenparty zu seinem ersten Engagement in Bielefeld kennen. Und Hanna sagt ihm als erstes auf den Kopf zu, wie schlecht er auf der Bühne war. Hanna war anstrengend, aber: „Wo Hanna war, waren Wunder nicht weit“.  Doch gleichzeitig: „War es schön mit ihr, konnte es blitzschnell schrecklich werden“.
Bielefeld, angeblich ein Sprungbrett für eine Karriere oder doch eher das Sprungbrett gegen die Wand? Auf jeden Fall bewirbt Meyerhoff sich reihum und erhält schließlich ein Engagement in Dortmund.
Als es sich nicht mehr vermeiden lässt, gesteht er Hanna den Umzug nach Dortmund.
In Dortmund sollte er in Anatevka singen und schmeißt, glorios wie immer, schon die erste Orchesterprobe („Ich war schon oft in meinem Leben fassungslos angesehen worden, aber das hatte eine neue Qualität.“) Nachdem umbesetzen nicht mehr geht, lässt man ihn seinen Text  sprechen statt singen. Und er verliebt sich in die Tänzerin Franka, ein Vamp wie er im Buche steht, groß, südländisch, elegant und… seltsam. Das Liebesleben mit Franka zeichnet sich hauptsächlich durch Extreme, Alkohol, Drogen und Sex aus, um das alles zu bewältigen greift er zu „Wach Auf“ Tabletten, die ihn an den Rand des Zusammenbruchs führen. Franka, mit der er sich verstand, obwohl oder weil es nichts zu reden gab. Also anstrengend in Bielefeld wo er übers Wochenende hinfährt und anstrengend in Dortmund.
Die Verstrickungen mit Hanna und Franka werden immer schlimmer, küsste er die eine, denkt er an die andere. Es geht bis zu Suiziddrohungen von Hanna und Gewaltausbrüchen von Franka. Und die Theaterkarriere verläuft auch nicht wirklich erfolgreich.
Und dann noch Ilse, eine dicke, voluminöse Bäckersfrau, die allein in der uralten Bäckerei, ihre eigenen Bäckerwaren damit auszeichnete: „Nimm das nicht, es schmeckt scheiße.“ Ob die Beziehung zu Ilse freundschaftlich oder auch sexuell war, bleibt offen.

Auch das neue Buch ist virtuos geschrieben, Lust und Drama wechseln sich ab. Am Anfang ist es wie bei den anderen Bänden, doch irgendwann wird das laute Auflachen beim Lesen weniger und endet schließlich irgendwie in Traurigkeit.

Aber bitte Herr Meyerhoff, machen Sie eine Pentalogie draus. Das kann doch nicht alles gewesen sein.