Lesen ist wundervoll.

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David Schalko

 

von David Schalko | Regisseur und Drehbuchautor

Eigentlich sollte man das als Autor nicht unterstützen. Eine Buchhändlerin, die inzwischen mehr Bücher schreibt als die Autoren, die sie verkauft. Während bei den großen Ketten zunehmend Spielzeug und Sponsoring den Büchern den Platz wegnehmen, ist es hier die Buchhändlerin selbst. Man fragt sich, was ist gefährlicher: Amazon oder Petra Hartlieb?
In Wahrheit handelt es sich um eine Art Schwarzmarkt, wo mit diversen Waren gehandelt wird. Stellen Sie sich da mal 15 Minuten rein und lauschen Sie: „Darf ich den Schlüssel für meine Putzfrau hinterlegen?“ „Kennen Sie eine Tagesmutter in der Gegend?“ „Meine Mama hat gesagt, wenn ich verloren gehe, dann soll ich mich in der Buchhandlung melden.“ Bücher gehen da oft nur als Vorwand für Gespräche über den Tresen.
Ich weiß, wovon ich rede, Petra Hartlieb war jahrelang meine Hausdealerin. Zum Glück sind wir weggezogen, sonst hätte uns das vermutlich finanziell ruiniert. Denn die Hartliebs machen auf subtile Weise abhängig, indem sie eine Vielzahl von Mitarbeiterinnen engagiert haben – viel mehr, als in diese Buchhandlung theoretisch hineinpassen, was ganz eindeutig auf eine Art Geldwäschesystem hinweist, nur vergleichbar mit den zahlreichen chinesischen Restaurants, in denen niemand sitzt – und diese zahlreichen Mitarbeiter haben sich auf unterschiedliche Drogen spezialisiert, die sie auch noch selbst konsumieren. Man hat da als Junkie keine Chance – und daher sage ich: Nehmen Sie sich in Acht vor den Hartliebs. Hinter den freundlichen Gesichtern verbirgt sich eine internationale Heuschrecke, die sich auch schon im 9. Bezirk ausbreitet.
Jetzt macht diese Frau ihr System auch noch publik und hat ein Buch geschrieben über ihre Buchhandlung. Eine Chuzpe, weil sie weiß, dass man diesen Machenschaften machtlos gegenübersteht. Darin geht es um die völlig wahnwitzige Idee, eine Buchhandlung zu eröffnen. Das macht man nur, wenn man etwas anderes vorhat. Es geht um die Erschleichung von Krediten, um das Vortäuschen, für eine ideelle Angelegenheit ständig am Existenz-minimum entlangzuschrammen, es geht um die Vereinnahmung eines ganzen Grätzls. Es geht um einen schmutzigen Krieg gegen Amazon und die moderne Welt an sich. Aber vor allem geht es natürlich darum, dass Petra Hartlieb plant, am Ende eine Buchhandlung zu besitzen, in der sie nur noch ihre eigenen Bücher verkauft. Dagegen muss man vehement auftreten, denn ohne die Hartliebs der Welt macht irgendwann Schreiben keinen Sinn mehr, weil: Was wären Bücher ohne die Menschen, die diese verkaufen – nein, die diese erzählen –, denn nichts anderes sind diese Buchhändler – große Erzähler, die täglich alle Geschichten der Welt-literatur nacherzählen – sei es für den 18. Bezirk Ghettohiphopper oder die 96-jährige Frau, die sich vor allem ein Buch mit großen Buchstaben wünscht. Petra Hartlieb handelt nicht mit Geschichten, sie vertritt sie, sie führt einen Stellvertreterkrieg für die Geschichten, die es wert sind, und daher lassen wir es ausnahmsweise durchgehen, dass sie selbst auch eine gute Autorin ist.

David Schalko