Neues aus dem Neunten #4
Wer kennt Sie nicht? Neujahrsvorsätze. Ab jetzt ist alles anders. Wie oft habe ich mir schon vorgenommen, Dinge nicht aufzuschieben. Tja, dass ich euch „Neujahr“ von Juli Zeh erst eine Woche nach Erscheinen präsentiere, spricht für sich. Aber vorenthalten kann ich es euch dennoch nicht. Denn auf nur 190 Seiten schildert Juli Zeh ein erdrückendes Familiendrama, platziert zwischen belangloser Normalität und menschlichen Abgründen. Dabei ist da nur dieser Fahrradfahrer, Henning, der mit seinem Durchschnittsleben wie auch mit den Pedalen kämpft. Frau, Job, Kinder, eigentlich alles gut und dennoch ist da dieses Gefühl, dass irgendwas nicht stimmt. Aber jetzt, Neujahr, Neuanfang. Rauf auf den Berg mit dem Fahrrad. Als Leserin konnte ich die Anstrengung förmlich spüren, das Treten, die Kurzatmigkeit, der gleichzeitige Kampf mit den eigenen absurden Gedanken. Und dann diese Erlösung – nicht nur endlich den Berg erklommen zu haben, nein, sondern endlich auch eine Wahrheit zu erfahren, die all die Jahre im idyllischen Ferienparadies verborgen blieb. Am Ende hat mich „Neujahr“ nachdenklich zurückgelassen, natürlich begeistert, aber nachdenklich. Es heißt ja bekanntlich „Jeder ist seines Glückes Schmied“ – aber vielleicht haben wir ja doch nicht immer alles selbst in der Hand.
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