Lesen ist wundervoll.

Eine der schönsten Traditionen in einem Leser*innenleben ist es ja zu Lesungen von internationalen Lieblingsautor*innen zu gehen, wenn diese mal wieder in der Stadt sind. Dann sitzt man, wie im Fall von David Sedaris diese Woche, mal wieder in den plüschigen Sesseln des Gartenbaukinos, lehnt sich zurück und denkt nach über die Zeitverfluggeschwindigkeit, die eigene Sedaris-Lesungsbesuchs-Statistik und wie schön es ist, dass neben einer immer noch die selben Sedaris-Schlachtenbummlerinnen, vulgo ältesten Freundinnen wie früher sitzen und diesen Moment mit dir teilen. So eine Veranstaltung ist eben mehr als eine übliche lokale Lesung, sie ist durch ihre größeren Abstände auch ein bisschen Nostalgie und Bilanzziehen und stellt uns vor die bange Frage: wird man die Texte des Autors noch so mögen wie früher? Wird man noch gemeinsam über die selben Dinge lachen können? Oder wird es so, wie bei manch einem Konzert einer legendären Band, das man nach zehn oder zwanzig Jahren noch einmal erleben möchte und das nur schiefgehen kann (Ah! Apropos! Nein, ich gehe nicht zu Björk. Oder soll ich doch? Nein besser nicht. Aber was, wenn es ursuper wird? Usw. Usf. Ad infinitum…)?

Nun, in David Sedaris` Fall kann ich Entwarnung geben und lege hiermit beide aktuellen Bücher als BZW ans Herz, denn für die dieswöchige Lesung gilt, was schon Tocotronic sangen: „Gott sei Dank, du bist genauso ungeniert / Dann hat sich’s ja doch rentiert“. Weitere Erkenntnisse des Sedarischen Lesungsabends? Frank Goosen ist im Textvortrag der Stimmzwilling von Sven Regener und ein gewitzter Interpret von Sedaris` Texten in der deutschen Übersetzung. Und irgendwo – bloß wo? habe ich noch diese Pappaufsteller-Gitarre, mit der vor gut fünfzehn Jahren Goosens Buch „So viel Zeit“ vom Eichborn Verlag beworben wurde. Auch ein super Buch übrigens. Ach ja und abschließend, die letzte Erkenntnis, als kleines P.S. an Frank Goosen: die „traurige Stimme“ der Wiener Linien früher gehört Franz Kaida.

Zum Buch “Kleine Happen” von David Sedaris.

Zum Buch “So viel Zeit” von Frank Goosen.

Und hier: #das Buch zum Wochenende finden Sie alle Wochenendbücher

Petra Hartlieb liest aus “Meine wundervolle Buchhandlung”
Donnerstag, 21. September 2023
20:00 Uhr
Buchhandlung Lesezeichen
Bahnhofstr. 42
36341 Lauterbach

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Eine Frau, eine Familie und ein gelebter Traum

Petra Hartlieb lebt gemeinsam mit ihrer Familie in und über einer Buchhandlung. Ihrer eigenen. Aus einer Schnapsidee heraus bemühte sie sich im Urlaub gemeinsam mit ihrem Mann um eine gerade geschlossene Traditionsbuchhandlung in Wien. Von einem auf den anderen Tag kündigte sie ihren Job und begann mit ihrer Familie ein neues Leben in einer neuen Stadt, ohne zu wissen, worauf sie sich einlässt. Im Herzen ist Petra Hartlieb noch immer Hippie geblieben, auf dem Papier ist sie aber nun schon seit zehn Jahren Unternehmerin.
In diesem Buch erzählt sie ihre eigene Geschichte und die ihrer Buchhandlung. Einer Buchhandlung, die zum Wohnzimmer für die eigene Familie wird, und zum Treffpunkt für die Nachbarschaft. Mit Stammkunden, die zu Freunden werden, und Freunden, die Stammkunden sind. Petra Hartlieb erzählt in einem schlagfertigen und humorvollen Ton, der jede Zeile zu einem großen Vergnügen macht und jedes Kapitel zu einer Liebeserklärung an die Welt der Bücher.

Aber jeder Abschied eben auch ein Anfang. Und so schleppt man sich durch die Jahre des magischen Denkens (glaubt Joan Didion kein Wort, eines wird nicht reichen) und während man sich noch fragt, wo er denn jetzt ist, dieser vielgerühmte Neuanfang, steckt man eh schon mitten drinnen. Gut, wenn man dabei das passende BZW zur Seite hat, das klarstellt was so ein Neubeginn tatsächlich bedeutet, zwischen all dem Krise-als-Chance und die-Zeit-heilt-alle-Wunden-Getöse, nämlich vor allem sehr viel harte Arbeit. Egal also, womit ihr gerade aufhört und neu beginnt, steckt euch dieses charmante Büchlein ein, wie ein Taschenmesser, so habt ihr es immer zur Hand, wenn ihr ein wenig Unterstützung braucht in Form eines Gedankenanstoßes, einer tröstenden Umarmung, einer ordentlichen Portion Mut & Wut- oder einfach jemanden, der (radikal) zuhört. Denn selbst dazu ist dieses kluge Buch in der Lage, aber lest selbst. Das dieswöchige BZW sei also allen Springenden gewidmet. Und den passenden Ohrwurm von Element of Crime gibt’s von mir hier gerne auch noch als Bonustrack dazu. Und, singt ihr ihn schon? Na bitte, gern geschehen.

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Stell dir vor, du bist eine Tochter der berühmten Darcy Familie. Reich, berühmt und berüchtigt. Doch plötzlich ist alles anders. Du wurdest nur ausgenutzt, von dem Menschen von dem du geglaubt hast, er würde dir helfen. Jetzt versucht dein Bruder Fitz dich zu beschützen und zu kontrollieren. Auf einmal merkst du, dass dein Leben doch nicht so perfekt ist, wie es sein sollte. Nur noch wenige Leute interessieren sich wirklich für dich und nicht nur für deinen Status als Darcy. Insbesondere eine Person interessiert sich besonders für dich, trotz allem, was vorgefallen ist. Willkommen in dem spannenden Leben von Georgiana Darcy. Wer Drama und ein spannendes Buch, das einen in seinen Bann zieht, liebt, für den ist das hier genau das richtige!

Buchempfehlung von Tara

Von der letztwöchigen BZW-Melancholie ist es nicht weit zur Trauer und die kommt dieser Tage nicht von ungefähr, jährte sich doch Wolfgang Herrndorfs Todestag gerade zum 10. Mal. Ich habe lange mit mir gerungen Tobias Rüthers` Buch überhaupt zur Hand zu nehmen und, nachdem ich es natürlich doch verschlungen habe, (weil kann man sich denn jemals selbst entkommen?) es zum BZW zu machen. Selbstverständlich nicht, weil ich an seiner Qualität gezweifelt habe, das Buch sei hiermit allen Leser*innen ans Herz gelegt, sondern aus Selbstschutz. Viel zu groß die Gefahr, hier allzu persönlich zu werden, klarer Fall von TMI. Aber jetzt hab ich mich eh schon verplappert und wenn ein BZW es schafft, einige gut verstaute Gefühlskaskaden aus meinen hintersten Seelenwinkel herauszuzerren, dann soll es eben so sein, Sie müssen ja nicht weiterlesen.
In der Zeit, als Wolfgang Herrndorf über seine letzten Lebensjahre bloggte, war ich gerade mit dem Sterben einer anderen Person beschäftigt, ich bekam nichts davon mit. Ich war eine sogenannte Angehörige, eine aus dem gegnerischen Team, eine, die einfach weiterleben würde. Eine, die nichts anderes tun konnte, als „da zu sein“, sprich hilflos dabei zuzusehen, wie die geliebte Person die einsamste aller Erfahrungen machte. Undenkbar für mich im DANACH jemals wieder ein Buch zu lesen. Sich jemals wieder auf eine Geschichte einzulassen. Wer war schon in der Lage etwas zu schreiben, das im Verhältnis zum Erlebten nicht lächerlich, ja geradezu grotesk erschien? Dann begegnete ich „Arbeit und Struktur“, dem Buch, das mich zum Lesen zurückgebracht hat. Dem Buch, das mich ein wenig gelehrt hat, diese Ungeheuerlichkeit eines Sterbeprozesses zu begreifen. Etwas zu begreifen, das ich zwar tagtäglich miterlebt hatte, aber nicht im Stande war mitzufühlen, auch, weil ich viel zu sehr damit beschäftigt war, zu funktionieren, mich zusammenzureißen. Plötzlich hielt ich das in Händen, was ich am Schmerzlichen vermisste, in diesem DANACH, nämlich die Perspektive der Sterbenden einnehmen zu können. Mit ihr mitzufühlen. Durch Herrndorfs Tagebuch konnte ich endlich der Person nahe sein, die ich verloren hatte. Und das ist vielleicht der Kern meiner dieswöchigen BZW-Empfehlung. Aufzuzeigen, wozu Literatur im Stande ist. Zu zeigen, wozu Herrndorfs Literatur im Stande war und ist – und zu appellieren sie (wieder) zu entdecken.
Und – ganz abgesehen von dieser persönlichen Geschichte, ist Tobias Rüthers Buch natürlich auch ein 380 Seiten starker Proustmoment, der ein Stück deutscher Zeit-, Szene- und Literaturgeschichte wieder aufleben lässt. Ob wohl das Faxgerät in der Wundervollen noch funktioniert?…
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Nach der Party kommt der Kater und es ist durchaus Zeit ein wenig blue zu sein an diesem Wochenende. Es wird viel zu früh dunkel, die tollen O-Töne-Lesungen sind quasi schon wieder vorbei, genauso wie die meisten Sommerkinos und die ersten Lebkuchen verhöhnen uns im Supermarkt. Höchste Zeit also für ein BZW, das den Sommer zumindest noch im Titel trägt, auch wenn er uns ansonsten gerade in Höchstgeschwindigkeit zwischen den Fingern zerrinnt und bei Deborah Levy ohnehin nie mit Melancholie und Grübelei gespart wird – aber dafür lieben wir sie ja (unter anderem) auch so sehr. Erschwerend kommt in unserem dieswöchigen BZW noch hinzu, dass der Auslöser der Geschichte – und allen Übels – dann auch in der Welthauptstadt des Grantelns, also hier in Wien liegt. Genauer gesagt im Wiener Musikverein, wo die Protagonistin Elsa, ihres Zeichens weltberühmte Konzertpianistin coram publico an Rachmaninows zweitem Klavierkonzert „scheitert“ und vom Dirigenten gedemütigt überstürzt die Bühne verlässt und sie nicht mehr betreten wird. Was dann folgt ist eine Odyssee quer durch Europa, eine Suche nach den eigenen Wurzeln, dem eigenen Platz in der Welt. Dieser Irrfahrt folgen wir selbstverständlich gerne, immer in der Hoffnung, der Protagonistin möge ihr Befreiungsschlag von Konventionen, Vereinnahmung und Erwartungen an sie gelingen. Am Ende, soviel sei an dieser Stelle verraten, wird es wieder Sommer sein und so getröstet lässt sich auch die latente Herbstwinterangst, zumindest dieses BZW lang, recht gut verdrängen.

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Sommerloch? Sowas kennen wir hier beim BZW nicht, da jagt ein Buch-Highlight das nächste, ein Großevent das andere. Weil, was soll ich sagen, nach Popfest und Frauen-Fußball-WM ist jetzt Neustifter Kirtag. Interessiert nur Lodenwalker- und Dirndlfreaks? Mitnichten, seit es den einzig wahren Neustifter Kirtag-Roman von Peter Waldeck gibt, ist er auch hier im BZW-Elfenbeinturm ein beliebtes Ausflugsziel. Das ist ja das Wunderbare an Literatur, dass man mit ihr überall hinkommt, ohne physisch wirklich dort zu sein. Selbst weinglasschwenkende Provinzpolitiker, marode Fahrgeschäfte oder explodierende Piraten in Bierflaschen auf Essiggurke und Kokosbusserl werden so zu kleinen Pittoresken, denen man notfalls jederzeit durch Zuschlagen des BZWs entkommen kann. Wird hier aber erst nach der letzten Seite der Fall sein, versprochen, weil ganz klarer Fall von BZW-Lieblingsbuch mit Evergreen-Faktor – für zumindest die nächsten 150 Kirtage to come. Ein Hoch auf Maria Theresia, ein Hoch auf den Autor, Party like it´s 1985!

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Von unserer ausgedehnten BZW-Popfestparty der letzten beiden Wochen taumeln wir einfach maximal beseelt weiter zum nächsten Großevent, ich sag nur Stichwort: „Fuasboi schaun“. Eine ganze Woche Frauen-WM-Binge-Watching bleibt uns noch bis zum Finale am 20. August & damit wir auch in den Spielpausen nicht ohne Fußball sein müssen, darf das dazupassende BZW selbstverständlich nicht fehlen. In „Warum Frauen den besseren Fußball spielen“ der ehemaligen deutschen Fußballspielerin und Weltmeisterin Nia Künzer & dem Moderator Bernd Schmelzer, wird nicht nur die Kraft des Fußballs beschworen, sondern das Buch eignet sich auch sehr gut als Unterstützung gegen diverse Bullshit-Argumente, falls euch jemand die Fernbedienung streitig machen will oder sonst wie deppert kommt. Aber weil mehr mehr ist & Megan Rapinoe ihren Elfmeter so unglücklich verschossen hat und mit ihrer Mannschaft aus dem Turnier ausgeschieden ist, bekommt sie hier noch ein kleines Trost-BZW verliehen. Ich mein, wer braucht schon so einen Staubfänger-Pokal, wenn sie ein eigenes Buch in der Reihe „Little People big dreams“ haben kann? Eben. In diesem Sinn: weiter Daumen drücken, BZW lesen und jetzt olle: „I wü nix ois Fuasboi schaun, Fuasboi schaun, Fuasboi schaun, Hauptsoch i ko Fuasboi schaun, fuasboi schaun“ Womit wir irgendwie auch schon wieder beim Popfest gelandet wären, aber das ist eine andere Geschichte.

Little People, Big Dreams – Megan Rapinoe BUCH KAUFEN.

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Heinrich Steinfest liest aus seinem neuen Buch

Gemälde eines Mordes

Dienstag, 7. November 2023

19:00 Uhr

Schulgasse 31

1180 Wien

Mit ÖGS Dolmetschung von Gebärdendolmetscherin Marietta Gravogl.

Nur mit Anmeldung unter:

anmeldung@hartliebs.at

Gefördert durch Mittel des Währinger Kulturbudgets.

Hartliebs Bücher

Währinger Straße 122, 1180 Wien
+43 1 942 75 89
1180@hartliebs.at

Öffnungszeiten:

Montag – Freitag 9:00-18:00 Donnerstag 9:00-19:00                           Samstag 9:00-13:00

ACHTUNG, neue Öffnungszeiten ab 2. Mai:

Montag – Freitag 9:30-18:30

Samstag 9:00-13:00